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Feier & Pressekonferenz: Uni Hohenheim eröffnet Core Facility für wissenschaftliche Großgeräte [09.01.17]
18. Jan. 2017, 14:00: Eröffnungszeremonie & Pressekonferenz der neuen Technik-Plattform für Großgeräte, Datenbanken & Analytik / Emil-Wolff-Str. 12, 70593 Stuttgart
Mit einem Schnitt durchs Band werden Rektoratsmitglieder, Wissenschaftler und Mitarbeiter der neuen Core Facility ihre gemeinsame zentrale Technologieplattform für Großgeräte, Datenbanken und komplexe Analytik in Betrieb nehmen. Von Probenaufbereitung bis zur Dateninterpretation und vom Zugang zu globalen Datenbanken bis zur Statistikberatung soll die neue Einrichtung die Wissenschaftler aller drei Fakultäten der Universität Hohenheim mit Top-Konditionen unterstützen. Die Neuanschaffungen stammen aus Investitionsrunden, mit denen das Rektorat gezielt die Forschung unterstützt, und erhalten zum Teil eine Co-Finanzierung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Zusätzlich werden vorhandene Großgeräte zentralisiert. Der aktuelle Bestandswert der Geräte liegt bei 4 Mio. Euro. In den kommenden Jahren soll die Core Facility sukzessive ausgebaut werden. Details und aktuelle Anwendungen in der Forschung erläutern einige der beteiligten Wissenschaftler auf der anschließenden Pressekonferenz.
Das jüngste Gerät befindet sich noch im Aufbau und schlägt allein mit 1 Mio. Euro zu Buche: Das hochauflösende Kernresonanz-Spektrometer basiert auf der kernmagnetischen Resonanz; ein Prinzip, das z.B. in Krankenhäusern für die Kernspin-Tomographie eingesetzt wird. Die Möglichkeiten, dieses Prinzip einzusetzen, sind jedoch sehr viel breiter.
„Mit dem neuen Gerät können wir auch äußerst geringe Mengen von Substanzen in ihrer Struktur aufklären. Das ist vor allem für Naturstoffe interessant“, erklärt Prof. Dr. Uwe Beifuß vom Lehrstuhl für Bioorganische Chemie. „Außerdem lassen sich Gemische analysieren. Das ist besonders für den Lebensmittel- und Agrarbereich wichtig. Man kann zum Beispiel Säfte testen, gepanschten Schnaps identifizieren, oder Mageninhalt, Blut und Urin von Nutztieren analysieren.“ Ein spezieller Probenkopf erlaube sogar halbfeste Substanzen wie Joghurt oder Käse zu untersuchen, was ebenfalls für die Lebensmittelwissenschaft interessant ist.
Ein anderer Schwerpunkt der Core Facility ist die Analyse von Proteinen und biochemischen Stoffwechselprodukten mit Massenspektrometern. Hinzu kommt nasschemische Analytik wie zum Beispiel Elementanalyse, Nährstoffanalytik oder Untersuchungen von Aminosäuren, Zusatzstoffen und unerwünschten Stoffen in Nahrungs- und Futtermitteln.
In Vorbereitung ist eine vierte Facette, von der vor allem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler aller Fakultäten profitieren: der dauerhafte Zugang zu bedeutenden Datenbanken mit weltweiten sozioökonomischen und Finanzmarkt-Daten.
Zentraler Baustein, um die Forschung zu stärken
„Mit der Core Facility setzen wir ein weiteres Projekt, um die Forschung an der Universität Hohenheim zu stärken – so wie es unser laufender Struktur- und Entwicklungsplan als Strategiepapier der Universität vorsieht“, erklärt der Rektor der Universität Hohenheim, Prof. Dr. Stephan Dabbert. Möglich sei dies geworden durch ein ganzes Bündel verschiedener Aktivitäten und Chancen, die sich der Universität eröffneten.
„In den vergangenen Jahren haben wir universitätsintern mehrere Investitionsrunden ausgeschrieben. In ihnen konnten unsere Arbeitsgruppen Bedarf an bestimmten Geräten oder Datenbanklizenzen anmelden. Ein Sonderfall war die Entscheidung des Landes, die Landesanstalt für landwirtschaftliche Chemie von Hohenheim an das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg zu verlagern: Das hat uns von Routine-Aufgaben befreit, so dass gut ausgebildete Mitarbeiter ihre Kompetenzen in den Aufbau der Core Facility einbringen können. Durch die Verlagerung stehen Laborräume zur Verfügung.“
Schließlich hätten sich alle Gremien hinter den Ausbau gestellt. „Ein besonderes Lob gebührt unserem bisherigen Prorektor für Forschung, Prof. Dr. Jochen Weiss, der das Projekt 4 Jahre lang mit viel Energie und Ausdauer vorangetrieben hat“, so der Rektor.
Ständiger Ausbau und Weiterentwicklung
In den kommenden Jahren solle die Core Facility ständig weiterentwickelt und ausgebaut werden, erklärt deren Leiter, Dr. Wilhelm Kincses. „Mit der Core Facility wollen wir den Forschergruppen der Universität nicht nur Zugang zu Top-Geräten bieten. Künftig wollen wir von der Probenvorbereitung bis zur Interpretation der Daten individuell beraten. Nachwuchswissenschaftlern möchten wir die Möglichkeit geben, in Schulungen selbst Hands-on-Erfahrungen mit komplexer Analytik zu machen. Für Betreuer planen wir zweimal im Jahr eine Info-Veranstaltung.“
Aktuell sei die Core Facility speziell auf die Forschungsstrategie und Bedürfnisse der Universität Hohenheim ausgerichtet. „Die Universität verfügt heute schon über Datenpools und einige Geräte, die so an keiner anderen Landesuni verfügbar sind.“
Das bedeute aber auch, dass sich die Core Facility beständig weiterentwickle, um die Chancen der Arbeitsgruppen zu steigern, neue Forschungsprojekte einzuwerben. „Dabei dürfen wir nicht nur an den aktuellen Bedarf denken. In jährlichen Nutzergesprächen müssen wir auch nachfragen: wo wollen die Arbeitsgruppen hin? Wo entstehen neue Schwerpunkte? Was ist die generelle strategische Neuausrichtung der Uni?“
Ausstattung der Core Facility
Aktuell verfügt die Core Facility über 3 Module, die an verschiedenen Orten auf dem Campus angesiedelt sind:
• Modul 1 (Mass Spectrometry Unit): 4 verschiedene Massenspektrometer. Spezialität: qualitative und quantitative Analyse von Proteinen, Proteinmodifikationen und Metaboliten (Proteomics, Metabolomics)
• Modul 2 (Spectroscopy Unit): 3 Kernresonanz-Spektrometer, darunter ein NMR-Gerät für 1 Mio. € (im Aufbau), das den neuesten Stand repräsentiert. Spezialität: Strukturaufklärung von Syntheseprodukten und Naturstoffen, NMR-Analytik physikalisch heterogener Systeme (fest-flüssig)
• Modul 3 (Analytical Chemistry Unit): Labore der ehemaligen Landesanstalt für Landwirtschaftliche Chemie. Spezialität: Element-Analyse, Nährstoffanalytik, Aminosäuren, Zusatzstoffe und unerwünschte Stoffe in Nahrungs- und Futtermitteln
beschlossen und im Aufbau:
• Modul Data Management and Bioinformatics: Speicherstruktur und einheitliches Datenmanagement als Schnittstelle zwischen den einzelnen Modulen und deren Nutzern
• Modul Data and Statistical Consulting: Zugang zu globalen Datenbanken mit wirtschaftswissenschaftlichen, sozioökonomischen und Finanzmarkt-Daten sowie statistisch-methodischer Beratung
außerdem angedacht
• Modul Imaging (Arbeitstitel): Ausstattung für hochauflösende bildgebende Verfahren wie Elektronenmikroskopie, hochauflösende Lichtmikroskopie, X-Ray Microtomography
Kooperation mit neuem Big Data Lab
Vor allem mit dem Modul „Data and Statistical Consulting“ schlägt die Core Facility eine Brücke zu dem geplanten neuen Big Data Lab (X³-Lab). Letzteres soll im Zuge der Campus-Erweiterung auf das Gelände der bisherigen GENO-Akademie des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes realisiert werden.
Im Big Data Lab arbeiten Wissenschaftler aus allen Fakultäten der Universität Hohenheim interdisziplinär im Bereich Computeranalyse, Verarbeitung großer Datenmengen und der Computermodellierung komplexer Systeme zusammen. Die notwendigen Umbauarbeiten für das Big Data Lab beginnen mit dem Auszug der GENO-Akademie zum Ende des Jahres 2017. Auch das Modul „Data and Statistical Consulting“ könnte in den geplanten Räumlichkeiten des Big Data Labs untergebracht werden.
Text: Klebs
Kontakt für Medien:
Dr. Wilhelm E. Kincses, Universität Hohenheim, Geschäftsführung der Core Facility Hohenheim (CFH)
T 0711-459-22671, E wilhelm.kincses@uni-hohenheim.de