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Moderne Lebensmittelbiotechnologie: Deutschland und China wollen gemeinsam forschen [17.09.18]
Chinesisch-deutsches Symposium an der Universität Hohenheim stellt Weichen für gemeinsame Forschungs-Agenda / Gemeinsame Projekte und Austausch des wissenschaftlichen Nachwuchses
Gemeinsam für bessere Lebensmittel: Chinesische und deutsche Forscherinnen und Forscher wollen künftig noch enger kooperieren. Zum Ausklang der vergangenen Woche erzielten Spitzenwissenschaftler beider Länder auf dem Gebiet der Lebensmittelbiotechnologie auf einem Symposium an der Universität Hohenheim in Stuttgart erste Vereinbarungen für die Umsetzung einer gemeinsamen Forschungs-Agenda. Ihr Ziel: Funktionelle Lebensmittel unter Nutzung grundlegender biochemischer Prinzipien und moderner biotechnologischer Methoden entwickeln und verbessern – um damit zum Beispiel gesundheitsfördernde Eigenschaften einzubringen, Mangelernährung entgegenzuwirken oder um Textur und Geschmack zu optimieren.
Zucker, der nicht dick macht, aber dennoch süß ist und obendrein für eine gesunde Darmmikrobiota sorgt: Derartige Lebensmittel mit gesundheitsförderlichen Inhaltsstoffen lassen sich mit biotechnologischen Methoden herstellen.
„Mit Mikroorganismen und deren Enzymen können wir herkömmliche Zucker so umwandeln, dass sie für den humanen Stoffwechsel nicht zum Dickmacher werden“, erklärt Prof. Dr. Lutz Fischer, Biotechnologe an der Universität Hohenheim. „Im Darm bieten diese sogenannten präbiotischen Zucker jedoch bestimmten Mikroorganismen selektiv Nahrung, können das Darmmikrobiom in Balance bringen und sogar zu Metaboliten umgewandelt werden, die das Hungergefühl regulieren.“
Solche funktionellen Lebensmittel, engl. Functional Food, haben das Potenzial, Ernährungs- und Gesundheitsprobleme, wie z.B. die zunehmende Übergewichtigkeit und damit verbundene metabolische Krankheiten zu vermindern. Welche Möglichkeiten die Forschung zur Lösung dieser Herausforderungen bietet, und auch wie Authentizität und Sicherheit von Lebensmitteln sichergestellt werden können, diskutierten rund 50 chinesische und deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Symposium „Functional and healthy food ingredients generated through state-of-the-art-biotechnology“ vom 12.-14. September an der Universität Hohenheim.
Forschungsnetzwerk will Wissenslücken schließen
Auf dem Symposium identifizierten die Teilnehmer Wissenslücken sowohl bei grundlegenden Prinzipien und Mechanismen als auch bei notwendigen technischen Umsetzungsprozessen. Darauf aufbauend verständigten sich die Spitzenforscher beider Länder auf die Eckpfeiler einer gemeinsamen Forschungs-Agenda.
„Die seit 2015 stetig gewachsene bilaterale Kooperation unserer Lebensmittelwissenschaften mit der Jiangnan-Universität in Wuxi wird so nicht nur weiter intensiviert, sondern durch die Erweiterung des Netzwerks um neue renommierte Partner in China und Deutschland auch auf eine thematisch noch breitere Basis gestellt“, berichtet Dr. Irene Huber, Geschäftsführerin des Forschungszentrums für Gesundheitswissenschaften an der Universität Hohenheim, welches die Ausrichtung des Symposiums unterstützt hat.
„Es sind spannende Themenfelder, die in den nächsten Jahren gemeinsam bearbeitet werden sollen, z.B. die Modifikation bioaktiver Substanzen zur gezielten Modulation des Darm-Mikrobioms, die Entwicklung techno-und biofunktionaler Eigenschaften von Nahrungsinhaltstoffen, um das allergene Potenzial zu verringern, den Geschmack zu verbessern, neue gesundheitsfördernde Eigenschaften einzubringen oder auch die Lagerungseigenschaften zu optimieren. Wir freuen uns sehr über die positive Resonanz aller Teilnehmer und werden die nächsten Schritte des Forschungsnetzwerkes weiterhin gern unterstützen.“
Die Eckpfeiler der Zusammenarbeit seien gesetzt. Nun gelte es, Schritt für Schritt die identifizierten Forschungslücken zu schließen, neue Themenfelder gemeinsam zu erschließen und in innovative Technologien und Produkte umzusetzen.
Zweites Symposium 2019 in China
Im Einzelnen haben die Symposiums-Teilnehmer in kleineren Gesprächsrunden bereits bilaterale und multilaterale Verbünde vereinbart. Vorgesehen ist zudem eine Zusammenarbeit und ein Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern aller Karrierestufen.
Erste Ergebnisse dieser deutsch-chinesischen Kooperationen sollen in gut einem Jahr bereits präsentiert werden: der für Herbst 2019 geplante Folge-Workshop soll an der Jiangnan Universität im chinesischen Wuxi stattfinden – und die gemeinsame Forschungsagenda des Netzwerkes finalisieren.
Text: Elsner
Kontakt für Medien:
Prof. Dr. Lutz Fischer, Universität Hohenheim, Fg. Biotechnologie und Enzymwissenschaft
T 0711 459 22311, E Lutz.Fischer@uni-hohenheim.de
Dr. Irene Huber, Universität Hohenheim, Forschungszentrum für Gesundheitswissenschaften
T 0711 459 24615, E Irene.Huber@uni-hohenheim.de