Detailansicht

Vorsicht Satire: Biogasforscher berechnen Energiepotential des Rosenmontagszuges  [16.02.15]

Auf Anfrage aus Köln: Ein ganz besonderes Gutachten der Universität Hohenheim

511 Pferde sind beim Rosenmontagszug in Köln dabei. Eine ganze Menge, die auch eine ganze Menge Mist liefert. Zum Beispiel zur Biogaserzeugung um Fahrzeuge zu betreiben, um Jecken die Hände zu wärmen und um Designdünger für die Edelrose „Konrad Adenauer“ zu produzieren.

Wie sieht der perfekte Kamelle-Wurf aus? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, einen dieser perfekten Kamelle zu fangen? Solche Fragen stellt sich die Redaktion des Kölner Stadtanzeigers im Vorfeld des Kölner Rosenmontagszugs. Denn in diesem Jahr wollen die Redakteure den Umzug wissenschaftlich-statistisch aufarbeiten – und haben dafür Wissenschaftler aus ganz Deutschland befragt.

Zum Thema Pferde, Pferdemist & Energieerzeugung wandten sie sich an Dr. Hans Oechsner, Leiter der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie an der Universität Hohenheim. Die Antwort wollen wir auch der lokalen Presse – gerne zur freien Verwendung – nicht vorenthalten.

 

Die Frage der Kölner Redaktion

Beim vergangenen Rosenmontagszug (2014) in Köln waren 511 Reit- und Spannpferde im Einsatz. Wie viel Pferdemist erzeugen diese im Durchschnitt? Wie viel Kubikmeter Methan würde der Mist erzeugen, würde man ihn verheizen? Oder wie viel Quadratmeter Feld könnte man damit düngen?

 

Die Antwort von Dr. Hans Oechsner, Leiter der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie der Universität Hohenheim:

„In kluger Voraussicht haben wir in den vergangenen 3 Jahren ein Forschungsprojekt genau zu dieser Thematik bearbeitet, um Ihnen bei der Lösung dieses gewichtigen Problems zu helfen.

511 Pferde sind eine ganze Menge und sie produzieren nach meiner Schätzung etwa 16,35 Tonnen Pferdemist an einem einzigen Tag. (Großzügig wie ich bin, habe ich hier die Einstreu (ca. 50 %) mit rein gerechnet). Wir schlagen vor, diesen Pferdemist zu sammeln und in einer Biogasanlage in wertvolles Biogas umzuwandeln.

Ganz wichtig ist dabei allerdings, dass jedes Pferd mit einem speziellen Auffangbeutel für den wertvollen Pferdemist ausgestattet wird. Die Beutel werden regelmäßig geleert und der Pferdemist in die Biogasanlage gegeben. Bei einer Gärtemperatur von ca. 40°C werden Mikroorganismen (Methanbakterien) aktiv und produzieren das wertvolle Gas.

Pro Tag entstehen so ca. 2.100 m³ Biogas, in dem 1.155 m³ brennbares Methan enthalten sind. Diese Methanmenge reicht aus, um 1.200 l Diesel oder Heizöl zu ersetzen. Damit könnte ein Großteil der restlichen Fahrzeuge des Umzuges angetrieben werden. Auf diese Weise sorgen die Pferde nicht nur für den Antrieb der von ihnen direkt gezogenen Wagen, sondern auch noch für den Vorschub des gesamten Zuges.

Wir schlagen vor, dass in Zukunft direkt beim Rosenmontagsumzug eine passende Biogasanlage mitgefahren wird, in der der Pferdemist eingefüllt und vergoren werden kann. Dies hätte den Vorteil, dass man sich an dem schön warmen Fermenter (40°C) bei den frostigen Temperaturen am Rosenmontag die Hände aufwärmen kann. Außerdem kann der ausgefaulte Gärrest optimal genutzt werden.

Neben den Kamellen werden die Kölner Bürger in Zukunft kleine Eimer mit sich führen, um den wertvollen Dung aus der Biogasanlage aufzufangen. Dieser ist geruchfrei und hervorragend geeignet, die wertvollen Rosensträucher in den Kölner Gärten zu düngen.

Besonders gut eignet sich der Dünger für die Edelrose „Konrad Adenauer“, wodurch dem „Kölner Gewächs“ zusätzlich Ehre zu Teil wird. Der „Rosen“montag bekommt dadurch noch mal eine besondere zusätzliche Bedeutung.

Sicherlich würde der Karnevalsgesellschaft und allen Jecken sehr entgegenkommen, wenn der Rosenmontagsumzug zukünftig nicht nur auf den Rosenmontag beschränkt würde. Wenn der Umzug an 365 Tagen im Jahr stattfinden würde, könnten auf diese Weise 5.968 Tonnen Pferdemist erzeugt werden. Daraus entstehen dann 766.500 m³ Biogas bzw. 422.000 m³ Methan und es lassen sich 438.000 Liter Diesel ersetzten. Besonderer zusätzlicher Effekt ist, dass dadurch ca. 1,1 Mio. kg CO2- Emissionen eingespart werden können!

Wo das Futter für die Pferde herkommt, könnten wir für die Ausgabe der Zeitung im kommenden Jahr überlegen und erforschen.

Für weitere und tiefer gehende Fragen stehen wir von der Landesanstalt Ihnen und allen Umzugsteilnehmern jederzeit (außer am Rosenmontag - da sind wir nämlich zur Datenerfassung und Messungen in Köln) gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen!

Dr. Hans Oechsner“

Text: C. Schmid / Klebs

Kontakt für Medien:

Dr. Hans Oechsner, Universität Hohenheim, Leiter der Landesanstalt für Agrartechnik und Bioenergie
Tel.: 0711 / 459 - 22683, E-Mail: Hans.Oechsner@uni-hohenheim.de


Zurück zu Pressemitteilungen Bioökonomie-Projekte