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21. Ernährungsfachtagung der DGE-BW: Armuts-Schere fördert das Ernährungsrisiko  [03.09.14]

11. September 2014, 12:30 Uhr: Pressekonferenz anlässlich des Forums der Deutschen Gesellschaft für Ernährung Sektion BW im Blauen Saal der Universität Hohenheim.

In keinem anderen europäischen Land klafft die Schere zwischen Armut und Reichtum so auseinander wie in Deutschland, so eine Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung. Bei der 21. Fachtagung des DGE-BW an der Universität Hohenheim informieren Experten über Facetten und Zusammenhänge zwischen Armut und Ernährungsrisiken. Weitere Informationen unter www.dge-bw.de.

Armut als Ernährungsrisiko -die Schere zwischen Armut und Reichtum klafft in Deutschland stärker auseinander als in anderen europäischen Ländern / Bildquelle: Universität Hohenheim|DGE-BW

„Es ist also kaum verwunderlich, dass ein Leben am Existenzminimum auch Auswirkungen auf das Ernährungsverhalten haben kann“, so Prof. Dr. Peter Grimm, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Ernährung Sektion BW (DGE-BW) und Honorarprofessor am Institut für Ernährungsmedizin der Universität Hohenheim.

Bei der Tagung am 21. September beleuchten Wissenschaftler dieses Thema aus ernährungsmedizinischer und soziologischer Sicht.

Im Rahmen der Pressekonferenz am 11.09.2014 werden folgende Themen im Mittelpunkt stehen:

• Kinderarmut in Deutschland – Ausmaß, Ursachen und Folgen (Dr. Dorothee Spannagel, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut in der Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf): 2009 lebten durchschnittlich fast 20 % der Kinder in Deutschland in Armut, also in Haushalten mit Arbeitslosengeld II (ALG II) als ein Resultat von Elternarmut. Politisch gesehen jedoch wird ein Bezug von ALG II als „bekämpfte Armut“ betrachtet. Kaum Beachtung wird dabei dem Teufelskreis dieser Kinderarmut und seiner Auswirkungen auf die Ernährung und somit die Gesundheit geschenkt, die Dr. Dorothee Spannagel weiter vertiefen wird.

• Ernährungsverhalten von Personen aus Armutshaushalten: eine aktuelle Auswertung der Daten der Nationalen Verzehrsstudie (Prof. Dr. Petra Lührmann, Faith Simpson; Pädagogische Hochschule, Schwäbisch Gmünd): Im Aufrag des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz erhob die Nationale Verzehrstudie II 15 Monate lang das Ernährungsverhalten deutschsprachiger Personen im Alter zwischen 14 und 80 Jahren. Eine Vielzahl von Untersuchungsmethoden lieferte eine Fülle repräsentativer Daten, die sich weiterhin unter vielen verschiedenen Gesichtspunkten auswerten lassen. Neue Einblicke verspricht deshalb der Ansatz von Prof. Dr. Lührmann, speziell den Zusammenhang zwischen Armut und Ernährungsverhalten herauszuarbeiten.

• Armut und Mangelernährung - ein Problem in Deutschland? (Prof. Dr. Hans-Konrad Biesalski, Universität Hohenheim, Stuttgart): Die Ursache für Mangelernährung, so der Hohenheimer Experte Prof. Dr. Hans-Konrad Biesalski, ist in erster Linie Armut, gefolgt von fehlendem Wissen oder besonderen Ernährungsformen. Diese Mangelernährung wird auch als Hidden Hunger bezeichnet. Hidden Hunger, weil er sich nicht an typischen Merkmalen zeigt und auf Grund einer nicht korrekten Definition des Hungers übersehen wird. Auf der Tagung wird der Direktor des Food Security Centers und der Leiter des Fachgebiets Biologische Chemie und Ernährungswissenschaften näher auf den Hidden Hunger als Resultat von Armut eingehen und seine Folgen für die Gesundheit erklären.

• Qualität und Preis der Kita- und Schulverpflegung - ein Armutszeugnis? (Prof. Ulrike Arens-Azevedo, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg, Vizepräsidentin der DGE): Die Anzahl der Kindertageseinrichtungen (KiTa) in Deutschland im Ganztagsbetrieb ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Insgesamt werden rund 2,5 Millionen Kinder in KiTas betreut, und rund 32,3 % der Schülerinnen und Schüler lernen ganztägig in der Schule. Wer ganztägig eine KiTa oder Schule besucht, sollte ein schmackhaftes, ernährungsphysiologisch ausgewogenes Mittagessen erhalten, um körperlich und geistig fit zu bleiben. Prof. Ulrike Arens-Azevedo analysiert den Zusammenhang zwischen Gesundheitszustand und sozialem Status bei Kindern und zeigt auf, dass für Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus oder einem Migrationshintergrund in allen Altersgruppen ein höheres Risiko für Übergewicht und Adipositas besteht.

 

Hintergrund: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. mit Sitz in Bonn ist eine weitgehend öffentlich finanzierte Fachgesellschaft. Die Sektion Baden-Württemberg (DGE-BW) wird vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) unterstützt und hat die Aufgabe, Ernährungsinformationen den Multipikatoren in Baden-Württemberg zur Verfügung zu stellen.

Text: C. Schmid / Klebs

Kontakt für Medien:

Prof. Dr. Peter Grimm, Universität Hohenheim / Sektion Baden-Württemberg der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE-BW), Tel: 0711/469959-10, E-Mail: zentrale@dge-bw.de, www.dge-bw.de


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