2. Internationaler Bioökonomie-Kongress: „Bioökonomie ist der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Wirtschaft“ [15.09.17]
Globale Perspektive und interdisziplinäre Forschung und Vernetzung notwendig / 62 Vorträge und 88 Postervorstellungen bei Tagung an der Universität Hohenheim
Biomasse anstelle von fossilen Ressourcen: Hochkarätige Experten aus Forschung, Industrie und Interessengruppen diskutierten darüber beim zweiten Internationalen Bioökonomie-Kongress an der Universität Hohenheim in Stuttgart, der gestern zu Ende ging. Sie befassten sich sowohl mit der Grundlagenforschung als auch mit Umsetzungsstrategien für die Bereitstellung biobasierter Produkte in regionalen und globalen Bioökonomie-Szenarien. Die Wissenschaftler bewerteten zusätzlich Umwelt-, Klima- und gesellschaftliche Auswirkungen der Bioökonomie.
Zum 2. Internationalen Bioökonomie-Kongress am 12. und 13.09.2017 luden das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, die Universität Hohenheim und die BIOPRO Baden-Württemberg GmbH ein. Er diente der Kommunikation erster Ergebnisse aus dem seit 2014 geförderten Forschungsprogramm Bioökonomie Baden-Württemberg und zur Standortbestimmung: Welche neuen Ergebnisse gibt es aus der Wissenschaft? Ist die Bioökonomie in der Gesellschaft angekommen und welche Interessen haben Verbraucher? Wie kann die Politik unterstützen?
„Zweifellos gewinnt der Übergang von einer fossil-basierten zu einer bio-basierten Wirtschaft weltweit an Bedeutung“, erklärt der Rektor der Universität Hohenheim Prof. Dr. Stephan Dabbert. „Dies geschieht aus einem ganz einfachen Grund: Die Bioökonomie ist der Schlüssel zu einer modernen und nachhaltigeren Wirtschaft.“
Es reiche aber nicht aus, nur eine neue Rohstoffbasis zu schaffen, so der Rektor weiter. „Vielmehr ist es notwendig, sich auf die nachhaltige Leistungsfähigkeit der gesamten Wertschöpfungskette von der Produktion, Weiterverarbeitung und Umwandlung von bio-basierten Rohstoffen bis hin zur Akzeptanz der Produkte durch Konsumenten und der Gesellschaft als Ganzes zu konzentrieren.“
„Um die Möglichkeiten der Bioökonomie voll auszuschöpfen, also nachhaltige Produkte und Prozesse zu entwickeln, müssen Forschungsanstrengungen und Strategien interdisziplinär sein“, erklärt Prof. Dr. Thomas Hirth, Vorsitzender des Lenkungskreises des Forschungsprogramms Bioökonomie Baden-Württemberg und Vizepräsident für Innovation und Internationales am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
„Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, kleinen und mittleren Unternehmen und der Industrie ist ganz wichtig für die Entwicklung von Bioökonomie-Produkten, die dann später auf dem Markt erfolgreich sind“, sagt Prof. Dr. Hirth. Er sei sehr froh, dass es mittlerweile mit Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gelungen sei, neue, sehr erfolgreiche Netzwerke und Infrastrukturen aufzubauen.
Zwei Tage Bestandsaufnahme der Fortschritte in der Bioökonomie
Die rund 350 Teilnehmer befassten sich mit nachhaltiger Produktion von Biomasse, der Nutzung alternativer Ressourcen für die Produktion von Lebens- und Futtermitteln, und mit biobasierten Werkstoffen, Plattformchemikalien und Kraftstoffen. Sie diskutierten die neusten Entwicklungen im Bereich Biogas, stellten die Frage, wie man die Nachhaltigkeit biobasierter Materialien messen und modellieren kann und durchleuchteten die gesellschaftlichen Aspekte der Bioökonomie.
Außerdem reflektierten die Teilnehmer in zwei Podiumsdiskussionen den aktuellen Stand der Umsetzung der Bioökonomie. Am ersten Kongresstag stand der Transfer von der Wissenschaft in die Praxis im Mittelpunkt, am zweiten die Frage, wie sozio-ökonomische Aspekte die Umsetzung der Bioökonomie beeinflussen.
Die große Beteiligung internationaler Wissenschaftler aus 18 Ländern eröffnete die Sicht auf die globale Dimension der Bioökonomie und einen internationalen Vergleich. Zahlreiche Gäste kamen aus Lateinamerika und aus Dänemark und Finnland, Nationen die ebenfalls intensiv an Bioökonomie-Strategien arbeiten und zum Teil bereits in strategischen Wissenschaftsnetzwerken mit den hiesigen Akteuren verbunden sind.
Hintergrund: Forschungsprogramm Bioökonomie Baden-Württemberg
Um die baden-württembergische Forschung im Bereich der Bioökonomie zu positionieren, hat die Landesregierung das Forschungsprogramm Bioökonomie Baden-Württemberg aufgelegt. Darin fördert sie drei Forschungsverbünde in den Themenfeldern Biogas, Lignozellulose und Mikroalgen sowie das übergreifend angelegte Kompetenznetz Modellierung der Bioökonomie und ein standortübergreifendes Graduiertenprogramm. Die Landesgeschäftsstelle des Forschungsprogramms ist an der Universität Hohenheim angesiedelt.
Die Veranstalter des 2. Internationalen Bioökonomie-Kongresses waren das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, die Universität Hohenheim und die BIOPRO Baden-Württemberg GmbH. Mehr Infos: biooekonomie-bw.uni-hohenheim.de
Hintergrund: Bioökonomie – Leitthema der Universität Hohenheim
Ziel der Bioökonomie ist die weltweite Ernährung zu sichern, die Agrarproduktion nachhaltig zu gestalten, gesunde und sichere Lebensmittel zu produzieren, nachhaltige Rohstoffe industriell zu nutzen sowie Energieträger auf der Basis von Biomasse auszubauen. Dabei genießt die Ernährungssicherung stets Vorrang vor anderen Nutzungen von Biomasse (Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030, BMBF).Die Bioökonomie greift ein zentrales Anliegen von Politik und Gesellschaft auf und berücksichtigt gleichermaßen ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Belange.
Die Bioökonomie ist das Leitthema der Universität Hohenheim und einer ihrer drei Forschungsschwerpunkte. Sie verbindet die agrarwissenschaftliche, die naturwissenschaftliche sowie die wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fakultäten in Forschung und Lehre.
So ist die Universität Hohenheim die erste Universität in Deutschland, die einen Master-Studiengang für Bioökonomie ausrichtet.
Text: Elsner / Töpfer
Kontakt für Medien:
Dr. Annette Weidtmann, Universität Hohenheim, Landesgeschäftsstelle des Forschungsprogramms Bioökonomie Baden-Württemberg
T 0711 459 22827, E annette.weidtmann@uni-hohenheim.de